Samstag, Juni 30, 2012

Mein Leben - Die Fotografin Sibylle Bergemann (arte)

Mein Leben - Die Fotografin Sibylle Bergemann (arte): arte - Mein Leben - Die Fotografin Sibylle Bergemann
01.07.2012 13:55-14:38


Sibylle Bergemann, die im November 2010 im Alter von 69 Jahren verstorben ist, hat mit ihren Arbeiten Fotogeschichte geschrieben. Sie gehört zu den herausragenden deutschen Fotografen, besonders im Bereich der Mode- und Porträtfotografie. Sabine Michel hat für ihren melancholisch-heiteren Film die Fotografin zu Modeaufnahmen nach Venedig begleitet. In ihrem Haus in Gransee erinnert sich Sibylle Bergemann bis kurz vor ihrem Tod, gibt Auskunft über ihr Leben und das alles bestimmende Fotografieren in der DDR und später im vereinigten Deutschland. Die Regisseurin Sabine Michel hat mit diesem Film dieses Jahr den Publikums-Grimmepreis gewonnen.

Sibylle Bergemann, die im November 2010 im Alter von 69 Jahren verstorben ist, hat mit ihren Arbeiten Fotogeschichte geschrieben und gehört zu den herausragenden deutschen Fotografen, besonders im Bereich der Mode- und Porträtfotografie. Auf ihren Bildern werden Menschen nie vorgeführt. Bergemanns Bilder werden im Detail zum Symbol, geben in feinen Nuancen Geschichten wieder. Sie spielen mit der Sehnsucht des Betrachters, stimmen nachdenklich-melancholisch durch die traumhaft-entrückten Augenblicke des Dargestellten. Ihre Vielschichtigkeit verdichtet sich zu dem unverwechselbaren persönlichen Stil der Berliner Künstlerin.
Sibylle Bergemann, Jahrgang 1941, arbeitet Ende der 60er Jahre zunächst als Sekretärin in Ostberlin. Nach der Fotografenausbildung bei Arno Fischer, der Ikone der DDR-Fotografie, mit dem sie bis zum Schluss verheiratet war, hat sie erste Veröffentlichungen im "Sonntag", in "Das Magazin" und in der Modezeitschrift "Sibylle". Neben ihrer Arbeit als Modefotografin entstehen einzigartige Porträtaufnahmen von Schauspielern und Künstlern und immer wieder Alltagsbeschreibungen von Ostberlin. So fotografiert sie zum Beispiel über elf Jahre - von 1975 bis 1986 - die Entstehung des Berliner Marx-Engels-Denkmals. Die Fotos vom fliegenden Friedrich Engels und einem kopflosen Karl Marx gehen um die Welt und werden heute im MOMA in New York ausgestellt.
Mit sechs anderen Fotografen gründet Sibylle Bergemann 1990 in Berlin die Fotografenagentur "Ostkreuz". Für namhafte Zeitschriften reist sie nach der Wende viele Jahre fotografierend um die ganze Welt.
Die Regisseurin Sabine Michel hat mit diesem Film dieses Jahr den Publikums-Grimmepreis gewonnen. Sie hat in ihrem melancholisch-heiteren Film die Fotografin nach Venedig begleitet und bietet dabei seltene Einblicke in die Arbeitsweise der zierlichen, scheu wirkenden Frau. Es sollen Modefotos in einer alten Weberei entstehen. Ein Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer, 1988, durfte Sibylle Bergemann schon einmal in diese Stadt reisen und fotografieren. Sie erinnert sich, gibt Auskunft über ihr Leben und das alles bestimmende Fotografieren in der DDR und später im vereinigten Deutschland. Zurück in Gransee, wo die Künstlerin bis zu ihrem Tod mit ihrem Mann Arno Fischer gelebt hat, erstellt Sabine Michel mit Ernsthaftigkeit und hintergründigem Humor nicht nur ein persönlich sehr berührendes, sondern auch sehr intensives, einzigartiges Zeitdokument einer unangepassten, sympathisch aufsässigen Künstlerin.

Freitag, Juni 01, 2012

Praktica - Kameras aus Sachsen (tagesschau24)

Praktica - Kameras aus Sachsen (tagesschau24): tagesschau24 - Praktica - Kameras aus Sachsen
03.06.2012 18:30-19:15

Aus der Reihe "Spurensuche in Ruinen"

Nicht nur in der DDR hatte jeder eine Praktica. Auch im Westen Deutschlands, den Niederlanden, in den USA und selbst in Australien waren die Fotoapparate des VEB Pentacon begehrt.

1949, mit Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, kam die erste dieser Spiegelreflexkameras auf den Markt. Damit begann ein Siegeszug durch die Welt. 40 Jahre wurden die Prakticas in Dresden gefertigt. Ab 1964 im VEB Pentacon, einem volkseigenen Betrieb, der bis 1990 mehr als 9.000 Mitarbeiter beschäftigte. Heute kann man nur noch in den Technischen Sammlungen die einstige Größe des Unternehmens erahnen. Dabei hatten es die Fotoapparate aus der DDR weit gebracht. Mit Sigmund Jähn sogar bis ins All. Doch schon lange bevor die ersten Prakticas in Dresden gebaut wurden, gehörte die Stadt zu einem der innovativsten Orte der Fotoindustrie.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Kameras "Made in Dresden" in ganz Europa verkauft und standen für ausgefeilte Präzisionsarbeit. Die Bomben auf Dresden forderten nicht nur zehntausende Menschenopfer, sondern zerstörten auch 80 Prozent der Kameraproduktionsstätten. Enormer Ehrgeiz und Erfindungsreichtum brachte die Dresdner schnell wieder an die Weltspitze der Kameraproduktion. Schon in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verließ alle 90 Sekunden ein Fotoapparat die Fabrik. VEB Pentacon wurde einer der größten Devisenbringer der DDR.

Doch nicht nur Kameras für den privaten Bereich wurden in Dresden produziert. Eine streng geheime Abteilung innerhalb des Unternehmens betrieb militärtechnische Forschung und Entwicklung für die UdSSR und die DDR. Gelder in Millionenhöhe flossen in diese Programme, die woanders fehlten. Mit der Wende änderte sich für die Kamerabauer alles. Der VEB hatte keine Zukunft, war nicht mehr innovations- und wettbewerbsfähig. Eine lange sächsische Industrietradition findet ein schnelles Ende. Produktionsstätten werden geschlossen und die Mitarbeiter arbeitslos. Praktica und Pentacon sind Geschichte. Doch noch heute schwören Hobbyfotografen aus Ost und West auf die robuste und technisch unkomplizierte Kamera aus Dresden.