Mittwoch, April 28, 2010

Schnappschüsse vom Krieg (MDR Sachsen-Anhalt)

Schnappschüsse vom Krieg (MDR Sachsen-Anhalt): "MDR Sachsen-Anhalt - Schnappschüsse vom Krieg
28.04.2010 23:35-00:20

Tony Vaccaro - der Soldat mit der Kamera"

Der Film von Jürgen Ast und Reinhard Schultz begleitet den ungewöhnlichen Weg Tony Vaccaros. Die berühmten Bilder des Soldaten mit der Kamera haben ihre Beweiskraft gegen den Krieg nicht verloren.

"Die Fotokamera hat mir geholfen, diesen Krieg zu überleben. Ich wollte diese Hölle festhalten, weil ich dachte, das glaubt uns später niemand, wie grauenhaft es war. So rannte ich oft schneller, versuchte, mich noch besser vor den Kugeln der Deutschen zu schützen und trotzdem gleichzeitig alles zu sehen."

Juni 1944. Unter größten Verlusten erstürmen amerikanische und britische Einheiten einen Teil der französischen Küste in der Normandie. Die gewaltigste Landeoperation des 20. Jahrhunderts eröffnet die zweite Front gegen Nazideutschland. Für Zehntausende junger Soldaten brechen damit die Schrecken des Krieges in ihr Leben ein. Auch für Tony Vaccaro, den 22-jährigen GI aus New York, der noch von einer ganz besonderen Mission getrieben wird. In der einen Hand trägt er sein M1-Sturmgewehr, in der anderen einen Fotoapparat. Mit diesen beiden "Waffen" kämpft er sich in den nächsten dreihundert Tagen durch Frankreich, Luxemburg, Belgien und Deutschland - über die Elbe, bis kurz vor Berlin. 4.000 Fotos "schießt" Vaccaro auf diesem langen, mörderischen Weg. Es entsteht die wohl außergewöhnlichste und umfangreichste Dokumentation des Lebens und Sterbens im Krieg, die je auf Fotos festgehalten wurde. Ein Mosaik des Grauens aber auch der menschlichen Würde. Intuitive und unmittelbare Bilder. Augenblicke der Angst und der Hoffnung, der Siegesfreude und des Todes - "Shots of War".
"Ich wollte Beweise sammeln gegen den Krieg, die Sinnlosigkeit, die Zerstörung ... Ich sagte mir, mach dir keine Gedanken darüber, wie gut das Foto wird. Sobald das Auge es sieht, mach es ... Die Fotos, die ich an der Front machte, entwickelte ich nachts, in unseren Helmen. Die Soldaten schauten oft zu und redeten mit mir. Manch einer starb am nächsten Tag."

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende besucht Vaccaro noch einmal die "Schlachtfelder", erzählt die Geschichten seiner weltbekannten "Schnappschüsse", trifft sich mit Freunden und Feinden von damals. Erinnerungen und Reflexionen, durchbrochen und ergänzt von seltenem Archivmaterial, Fotos und Eindrücken von heute. Noch einmal der lange Weg von New York bis über die Elbe, die Gesichter der Toten und Sterbenden, der Kuss der Befreiung, die Schrecken der Wunderwaffen, die Eroberung von Wernigerode, die Blicke der Gefangenen, die Verbrüderung mit russischen Soldaten.

Verantwortlicher:
Jürgen Ast, Reinhard Schultz

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